Freitag, 8. Oktober 2010

Kann das Fernsehen sich noch im Spiegel ansehen?

Wegen meines Umzugs musste 0,2 ein kleines Schläfchen halten. Das Blog wacht auf mit sehr viel Wut im Bauch:
 „Die beschlossenen Neuerungen betreffen die Art der Verleihung ebenso wie die Kategorien des Fernsehpreises. Das Fernsehen sieht heute anders aus als bei Gründung des Preises 1999. Diese Entwicklung muss der Preis widerspiegeln.”
Das sagt Monika Piel, die diesjährige Vorsitzende der Stifter des Deutschen Fernsehpreises und natürlich Intendantin des WDR.

Eine sehr entlarvende (aber leider nicht mehr erstaunliche) Aussage einer Fernsehmacherin. Der Fernsehpreis wird morgen verliehen, allerdings nicht mehr an Drehbuchautoren, Regisseure oder Kameraleute - ausgezeichnet werden nur noch Schauspielerinnen und Schauspieler und die Fernsehformate selbst. Den Ehrenpreis soll die Deutsche Fußballnationalmannschaft bekommen.

Wie sieht das Fernsehen somit also heute aus? Es braucht keine professionellen Drehbuchautoren mehr, keine Regisseure oder Kameraleute? Es gibt keine schillernden Gestalten mehr, die es sich mit dem Ehrenpreis auszuzeichnen lohnt und muss daher auf Sportler zurückgreifen, die auf dem Fußballfeld garantiert nicht in erster Linie daran gedacht haben, gutes Fernsehen zu schaffen?

Doch es gibt gute Drehbuchautoren, es gibt gute Regisseure, es gibt gute Kameraleute, es gibt auch talentierte Personen, die das Fernsehen zu Persönlichkeiten aufbauen könnte. Das Fernsehen ist nur nicht mehr an ihnen interessiert. Zum Fernsehpreis werden nur noch Persönlichkeiten wie Schauspieler und Sportler präsentiert, von denen die Fernsehmacher glauben, dass das Publikum sie sehen will. Klar, eine Fußballnationalmannschaft bringt mehr Quote als unbekannte Autoren.

Jetzt kann man sagen, dass ja noch Filme und Serien auf der Nominierungsliste stehen und den Preis gewinnen können. Doch es werden nicht mehr die Macher selbst ausgezeichnet. Die müssen hinter dem Format zurückstehen und bekommen signalisiert, dass sie unwichtiger als ihr eigenes Werk sind.

Somit ist es den Fernsehmachern bei ihrem eigenen Preis wichtiger, Quote zu schaffen, als Talente auszuzeichnen.

Wenn Frau Piel sagt, der Fernshpreis muss die Entwicklung des Fernsehens widerspiegeln - ist ihr dann auch klar, dass sie selbst für diese Entwicklung mitverantwortlich ist? Erkennt sie überhaupt, dass es keine positive sondern eine höchst frustrierende Entwicklung ist?

1 Kommentar:

  1. Kein Wunder, dass mittlerweile sehr vielen die Lust vergangen ist den Ferseher überhaupt einzuschalten.
    Qualitativ hochwertige Geschichten, Bilder und Persönlichkeiten bekommt man dort schließlich nicht mehr zu sehen. Nur den alltäglichen (wenn auch gespielten) Zoff und die Promis aus dem Alltag. Wen sollte man da also noch auszeichnen?!

    Frau Piel ist vermutlich nicht nur mit dafür verantwortlich, vielmehr ist sie wohl selbst ein Teil dieser in der Tat sehr frustriereden Entwicklung...

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