Montag, 31. Januar 2011

Mitten in der Stadt (5)

Kölsch ist Kultur, und Kölle ist Kölsch.

Aussicht aus dem Kolumba-Museum.

Aussicht in die Philharmonie hinein.

Aussicht auf tolle Tage am Rheinufer.

Freitag, 28. Januar 2011

Psychosexueller Thriller trifft auf ein Wort mit drei T


Gesehen am: 21. Januar, 23 Uhr, Cinedom, Köln
Gesehen mit: 1xFreundin, 2xFreund

Über Black Swan wurden schon so viele Meinungen kundgetan, dass meine Meinung eigentlich kaum noch etwas Neues beisteuern kann. Viele halten den Film für ein Meisterwerk, andere denken, er ist überschätzt. Ich halte ihn für ein Meisterwerk. Warum? Wie gesagt, viel Neues kann ich nicht beisteuern. Aber "Hauptsache beisteuern" ist das Motto dieses Blogs.

Muss ich noch zusammenfassen, worum es geht? Ganz kurz: Natalie Portman (ja, sie wird den Oscar bekommen, allerdings kann ihr die ebenfalls nominierte Annette Bening gefährlich werden, die schon bei "American Beauty" vor ein paar Jahren übergangen wurde. Daher könnte sie einen leichten Vorteil haben, da die Jury denken könnte: "Na gut, die Portman hat jetzt super gespielt, aber das wird sie wieder tun - sie ist ja noch jung. Geben wir den Goldjungen der Bening, die bekommt ja bald keine Hauptrollen mehr, weil sie schon so alt ist.") spielt eine Balletttänzerin.
Wow, jetzt haben ich einen kurzen Satz geschrieben, der mit einer Klammer über mehrere Zeilen künstlich gestreckt wurde und noch ein Wort mit drei aufeinanderfolgenden T enthält. Das ist für Blogger so schwer, wie für eine Ballerina, den weißen und den schwarzen Schwan gleichzeitig in einer Inszenierung des "Schwanensees" tanzen zu müssen. Und genau das muss die Ballerina aus "Black Swan" tun. Der Druck, den sie durch diese Aufgabe zu spüren bekommt, lässt sie wahnsinnig werden.

Der Wahnsinn entfaltet sich in einem unglaublich düsteren Psychothriller, bei dem alles stimmt außer der Slogan auf dem Filmplakat ("Ein psychosexuller Thriller" – falls diesen Text irgendein Psychologe liest, soll er in den Kommentaren bitte bestätigen, dass es das Wort "psychosexuell" nicht gibt!).
Regisseur Darren Aronofsky schafft das, was das Kino im Idealfall schaffen kann: Er nimmt die Realität und formt aus ihr einen fantastischen Trip, der eine so große Wucht entfaltet (in diesem Fall zwei riesige schwarze Schwanenflügel), dass man tatsächlich eine möglichst große Leinwand braucht, damit er an die Nieren der Zuschauer gehen kann.


Aronofsky schafft das elegant aber unsubtil. Er begleitet die Tänzerin mit der gleichen Wackelkamera, mit der er auch schon den "Wrestler" in seinem letzten Film verfolgte. In diesen dokumentarischen Look webt er immer mehr mythologisch angehauchte Motive ein. So verschmilzt die Handlung des "Schwanensees" mit der eigentlich Filmhandlung. Die Konkurrentin der stets weiß gekleideten Tänzerin taucht auf und hat schwarze Schwanenflügel auf den Rücken tätowiert. Die konkurrierenden Schwäne springen also aus der Fiktion hinein in die Realität.

Und auf dieser Basis kann Aronofsky seinen Thriller zu einer wahren Höllenfahrt werden lassen, in der sich die Hauptfigur wortwörtlich von der schüchternen Unschuld in einen aggressiven Schwan verwandelt. Mit großen Bildern geizt Aronofsky nicht. Je weiter er sich von der Realität (also der Doku-Kamera) weg in die kranke Psyche der Tänzerin hinein bewegt, desto mehr Platz auf der Leinwand benötigen seine wuchtigen Filmgemälde.

In der Ballettszene scheinen einige Leute empört über den Film zu sein. Sie werfen ihm vor, ihren Alltag nicht realistisch darzustellen. Mag sein. Aber ich glaube nicht, dass das das Ziel des Films war. Aronofsky ist nicht in erster Linie an der Ballettszene interessiert. Er will eine dunklen Trip in eine finstere Psyche erzählen. Genau so gut könnte sich die Polizei beschweren, dass sie in David Finchers Film "Sieben" nicht gut weg kommt, weil Brad Pitts Ermittlungen nichts mit der Realität zu tun haben. 

Im Gegenteil: Die Ballettszene sollte sich über einen Film wie "Black Swan" freuen. Ich war eigentlich nie sonderlich scharf darauf, Ballettaufführungen anzusehen. Doch in "Black Swan" wird Ballett so groß, schillernd und fantastisch präsentiert, dass ich tatsächlich Lust – und ich werde wohl nicht der einzige sein – bekomme, mir so etwas live anzusehen:

Mittwoch, 26. Januar 2011

KND wird Superheld


The Green Hornet
Gesehen am: 14. Januar, 20.15 Uhr, Cinedom, Köln
Gesehen mit: Einem Freund, mit dem ich immer wieder Terminschwierigkeiten habe

"The Green Hornet" ist kein guter Film, aber man spürt, dass Musikclip- und Arthaus-Regisseur Michel Gondry versucht hat, einen originellen Film zu drehen. Der Comicabspann mit der Originalmusik aus der gleichnamigen TV-Serie mit Bruce Lee schwelgt in trashiger 60er-Jahre-Ästhetik. Er macht mehr Spaß, als die zwei Stunden Film, die dem Abspann vorangegangen sind.



Es geht quasi um einen Kerl wie Konstantin Neven DuMont (gespielt von Seth Rogan), der sich mit seinem zeitungsverlgenden Vater verkracht. Der Vater stirbt, und der Sohn wird zum Superhelden "Green Hornet". Leider ist der Zeitungsverlags-Erbe ein äußerst unsympathischer Typ. Ein selbstverliebtes Arschloch, das aber – wie etwa "Iron Man" Tony Stark – überhaupt keinen Charme hat. Und auch im Laufe des Films keinen entwickelt. Nicht einmal der Grund, warum er zum Superhelden wird, ist ehrenhaft: Er will den Bösen aufs Maul hauen, weil er erstens nichts besseres vorhat und sich zweitens geil fühlen will. Was an der Strategie schlau sein soll, die eigene Zeitung gegen Green Hornet (also sich selbst) aufzuhetzen, hat sich mir ebenso wenig erschlossen wie die Tatsache, dass der freundliche Chinese Kato und die freundlich lächelnde Cameron Diaz dem Kotzbrocken helfen. Der Film wäre besser gewesen, wäre wirklich KND die Hauptfigur gewesen.

Es ist offensichtlich, dass mit dem vermeintlich ambivalenten Charakter eine neue originelle Sicht auf das Superhelden-Genre geworfen werden sollte. Doch ich konnte überhaupt nicht an die Hauptfigur andocken. Erst recht nicht, weil Green Hornet äußerst brutal vorgeht. Ständig prügelt der Superheld seine Gegner (gerne auch mal versehentlich) tot oder ballert sie nieder. Das hat mich schon bei "Kick-Ass" gestört: Sollte ein Superheld nicht Anstand und Moral verkörpern? Oder es wenigstens versuchen? Superhelden, die es genießen, ihre Gegner umzunieten, sind Massenmörder – also das Gegenteil von dem, was sie sein sollten. Vielleicht glauben manche Filmemacher, dass die Kids von heute nur Killer als Helden akzeptieren können – da sie ja durch Computerspiele angeblich das Killen gewöhnt sind.



Ich glaube das nicht. Es hat schon seinen Grund, warum bis heute Figuren wie Batman, Spiderman oder die X-Men gleichbleibend beliebt sind. Gondrys Green Hornet wird in zehn Jahren wohl in Vergessenheit geraten sein.

Vergessen wird dann hoffentlich auch die 3D-Krankheit sein, von der auch dieser Film befallen ist.  Wer wie ich findet, dass der Effekt nicht echt aussieht, das Bild unnötig dunkler und kontrastärmer macht, für störende Wischspuren bei Bewegungen sorgt und oft unscharf wirkt, kann hier nachlesen, warum das so ist.

Montag, 24. Januar 2011

Ein Fast-Flashmob für den Dicken Pitter

Der Dicke Pitter schweigt noch immer. Gestern wurde in der 50erjahrecharmant vergilbten Kneipe "Weißer Holunder" ein Gesangsabend für eine Doku über deutsche Volksmusik gefilmt. Auch der Abend selbst war 50erjahrecharmant, wie diese beiden Fotos beweisen. Wer kann auseinanderhalten, welches Bild aus den 50ern und welches von heute ist?



Auf jeden Fall lernte ich gestern ein Lied von der noch nicht genug bekannten Kölner Kapelle "Schmackes" kennen, in dem perfekt auf den Punkt gebracht wird, warum der Dicke Pitter bald wieder läuten muss. Leider gibt es keine Audiodatei von dem Lied, aber hier ist der Text:

En einzije Baustell vun Kaiser Willem- bes Ubierring
Vill Lärm un Jewummer bei däm he kei Minsch ens sing Roh fingk
Zom Takt vun nem Presslufthammer zuck 'ne Muskel en dinger Hätzkammer
Wie en Hi-Hat om Stav höpp ding Schädeldeck 'rop un erav
Doch met einem dumpfe Jlockenschlaach
bebefreit dinge Kopp sich vun all dä Saach
Un mer spetze de Lauscher un hüüre janz andächtig zo

Ref.
Wenn vum decke Pitter dä Jong ertönt
und et Klangpanorama vun Kölle verschönt
stonn uns' Ohre unger Strom
durch die deefe Stemm vum Dom

Ne Menge Jedränge met Hupen un Schänge em Fierovendverkehr
Entjäjen dr Still – Motorenjebrülle – Ding Trommelfell hät et schwer
Övverall Handyjebimmel un die Flugzeuje brummen em Himmel
E Jeräuschekompott he em lärmenden Alldagsdrott

Ref.

Zwei Dotzend Tonne Metall kummen mächtich en Schwung un zom Schall
Nur janz selden zo hillijen Momenten e paarmol em Jahr
wie an "Amen" un en "Omm"es dä Jlockenschlaach vum Dom!

Ich bin ja fast versucht, wieder einen Flashmob auszurufen. Nächsten Sonntag, 11.45 Uhr, Domplatte: 50.000 Leute zum Singen kommen!

Sonntag, 23. Januar 2011

Sonntagsbüdchen (19)

Heute mal ein Übergangsbüdchen, weil ich zur Zeit nicht richtig zum Bloggen kommen. Nächste Woche kommt aber wieder vernünftiger Nachschub.

Und weil es nur ein Übergangsbüdchen ist, habe ich eines aus der Berrenrather Straße genommen, das in Wirklichkeit eine Baustelle ist.

Montag, 17. Januar 2011

Sonntagsbüdchen (18)


Azad Duwod kann sich nicht vorstellen, sein "Büdchen met Hätz" an der Poststraße jemals aufzugeben. Der Kiosk ist Köln für ihn. Und sein zweites Leben. Eine Narbe am Hals erinnert an sein erstes Leben. 1991 steckte der Iraker noch in seiner Ausbildung zum Krankenpfleger, als er für sein Land an die Front musste. "Das war ein einziger Alptraum", erzählt er. "Ich habe viele Freunde sterben sehen. Und noch heute bekomme ich Angst, wenn ich Polizisten sehe."

Köln war die erste Stadt, die er von Deutschland zu sehen bekam. Doch erst vor zehn Jahren konnte er nach hier ziehen. Da lag ein Papierkrieg und ein Marathon durchs Land hinter dem ehemaligen Asylanten. "Ich hatte es auch sehr schwer, Deutsch zu lernen. An eine Fortsetzug meiner Ausbildung war nicht zu denken."

Und so wurde er deutscher Staatsbürger und eröffnete das Büdchen, um sich ein neues Leben aufzubauen. Und um zur Stütze der Leute im Veedel zu werden. So erzählt ein junger Mann, dass der Kiosk wichtig für ihn war, um von Drogen loszukommen. Die Leute im Büdchen und Azad seien in schwierigen Zeiten eine große Hilfe gewesen. "Das war nicht einfach nur ,zum Kiosk gehen'. Das war, als würde man seine Familie besuchen."


Azad ist sich sicher: "Ich kenne von fast allen Leuten aus dem Viertel die Probleme und Sorgen." Und die sind gut bei ihm aufgehoben. "Fast jeder, der hier reinkommt, kommt auch wieder." Sind Büdchen also auch ein gutes Werkzeug zur Integration? "Auch jeden Fall", meint Marlies Merscheid. Sie arbeitet für die Mars Company und muss in regelmäßigen Abständen 600 Kölner Büdchen besuchen und prüfen, ob die Schokoriegel im Sinne der Firma ausgelegt sind und die Verfallsdaten beachet werden.

Marlies fällt nur ein Kiosk in ihrem Gebiet ein, der von einem Deutschen betrieben wird. "Unter den Betreibern gibt es Türken, Albaner, Russen", erklärt sie. "Die meisten sind mittlerweile ,echte Kölsche'." Marlies kommt ursprünglich aus Westfalen. Doch mit ihren rosa gefärbten Haaren und der dazu passenden rosa Lesebrille beweist sie, dass auch sie assimiliert ist. Schließlich sieht sie ein wenig wie ein leicht erblasstes "Fussisch Julche" aus.

"Ich sehe die Welt imer durch eine rosarote Brille. Deshalb würde ich behaupten, dass in Büdchen zu 99 Prozent tolle Menschen arbeiten", sagt sie. Nach einem rituell getrunkenen Kaffee mit Azad zieht sie förhlich weiter. "Hier die Tour mit einem Plausch zu beginnen, ist immer wieder schön."


Die Schüler der Hauptschule am Griechenmarkt haben den stressigen Teil des Tages bereits hinter sich. In der Mittagszeit überfallen sie das Büdchen gegenüber und kaufen bei Azad ein. Dabei dürfte sich Marlies von der Mars Company wenig über die Produktentscheidungen der Jugendlichen freuen. Azad positioniert die beliebtem "Yamyam"-Tütchen über Snickers, Twix und Mars, weil er weiß, dass die am besten weggehen.

Dabei handelt es sich um trockene Nudelsuppen, die eigentlich in Wasser aufgelöst werden müssen. Doch die Kids zerdrücken das Innere in der Plastikverpackung und essen es pur. Büdchen sind eben nicht nur Tradition – hier werden auch neue Trends geschaffen.



Franzi geht in die neunte Klasse der Hauptschule. Sie kauft sich klassische Süßigkeiten, um im Büdchen mit ihren Freundinnen den Schulalltag zu verarbeiten. Zusammen hören sie Musik aus Franzis MP3-Player. "Mama, wir danken dir" von Brings. Sehr passend an einem kölschen Ort, der sich ein bisschen nach Familie anfühlt.

Teile des Textes sind in der Aachener Zeitung erschienen.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Noch ein ganzes Kinoblog in einem Post

In Erinnerung an den großen Kersh.




Da dieses Blog zu Gunsten des Adventskalenders im Dezember kurz abwesend war, hat sich soviel Kinomaterial angesammelt, dass wieder einmal ein ganzes Filmblog in einem Post nötig ist.




Prolog
Diesmal beginne ich mit wohl DEM Klassiker unter den Filmlogos. Der Löwe Jackie brüllt seit fast 90 Jahren vor jedem MGM-Film. Im letzten Jahr hatte er leider nicht mehr viel zu brüllen, denn das Filmstudio MGM ist so pleite, dass es weder Jackies Gehege putzen noch den neuen James Bond-Film finanzieren kann.

Schade, denn wie toll wäre es, Jackies markerschütterndes Brüllen (das mir als Kind immer sehr imponiert hat) in Dolby Surround und den Löwen selbst in 3D erleben zu können?

Hier kommt eine der ältesten Versionen des Logos. Aus einer Zeit, in der MGM noch das größte aller Filmstudios war. Einer Zeit, die als goldene Ära gilt, obwohl auf der Leinwand noch alles schwarzweiß war.




Vorfilm
Im Blogimblog soll weiterhin die Tradition fortleben, die im Kino leider so ausgestorben wie Löwe Jackie ist: Der Vorfilm. Diesmal gibt es eine Dokumentation über einen Mann aus Köln, der im Internet und an Filmhochschulen so etwas wie Kultstatus hat.
Der Film hat mich berührt. Zwar kann er als Freak-Show gesehen werden. Doch eigentlich handelt er davon, dass Filme aus Träumen bestehen. Und von großer Einsamkeit.




Ein unspektakuläres Jahr
Meine fünf Lieblingsfilme des letzten Jahres zu bestimmen, fällt mir diesmal recht schwer. Denn eigentlich hat mich – im Gegensatz zu 2009 – kaum ein Kinofilm wirklich tief beeindruckt. Stimmt nicht ganz, beeindruckt war ich von Filmen wie "Mary und Max" und "Inception". Doch ich wurde im Kinosaal nicht wirklich überrascht.



Deshalb würde ich 2010 als unspektakuläres Kinojahr bezeichnen, auch wenn es den ein oder anderen sehr guten Film zu sehen gab. Die Zukunft wird zeigen, ob einer der 2010-Filme zum Klassiker werden wird.

Hier meine Top 5:
1. Mary und Max
2. Inception
3. A serious Man
4. Shutter Island
5. Alice im Wunderland

PS. Ich habe leider verpasst, "Banksy - Exit through the Gift Shop" und "Carlos – Der Schakal" anzusehen. Ich habe aber bei beiden Filmen das Gefühl, dass sie es in die Top 5 geschafft hätten.


Filmkritiken
Drei
Milarepa – Der Weg zum Glück
Skyline
Gesehen im: Rex, Köln, 28. Dezember, 15 Uhr
Filmpalette, Köln, 28. Dezember, 18 Uhr
Cinedom, Köln, 28. Dezember, 20.15 Uhr
Gesehen mit: Einem Freund, der drei Filmbesuche hintereinander zum Geburtstag von mir geschenkt bekam, weswegen ich auch alle drei Filme direkt hintereinander besprechen will.

Einen Filmmarathon mit drei Filmen um drei Uhr mit dem Film "Drei" anzufangen, ist entweder etwas sehr magisches oder ein dummer Zufall. Wahrscheinlich in diesem Fall eher ein dummer Zufall, denn leider enttäuschten uns alle drei Filme ein wenig bis sehr. Der Plan war, einen deutschen Film, einen exotischen und einen kommerziellen Film anzusehen.


Der deutsche Film ist der von Tykwer, über den schon sehr viel geschrieben wurde und zu dem ich (um mal bei der blöden Zahlenspielerei zu bleiben) drei Meinungen habe:

1. Tykwer kann toll inszenieren. Der Film ist voll mit wunderbaren kleinen Szenen, in denen die Hauptdarsteller glänzen und Alltäglichkeiten in einen skurrilen Mikrokosmos verwandelt werden. (Etwa wenn eine Kultur-Reporterin über eine Ölbohrung mitten in der Stadt berichtet und dabei einen fußballspielenden Wissenschaftler kennenlernt.)
2. Der Film ist unkonventionell erzählt. Zunächst einmal zeigt sich Tykwer nach "Lola rennt" wieder als Meister der Splitscreen-Montage. Soviel wie er bekommt wohl kaum ein anderer deutscher Regisseur gleichzeitig in einer Minute erzählt. Außerdem versucht Tykwer, die Geschichte nicht linear zu erzählen und immer wieder in kleine Seiten-Storys abzubiegen. Den Versuch finde ich ehrenwert, aber er führt zu Punkt drei.
3. Warum sollte man sich für das alles interessieren? Im Kern erzählt der Film nur von zwei erfolgreichen und prinzipiell sehr glücklichen Menschen, die beide mit dem gleichen Mann fremdgehen, dann entdecken, dass sie mit dem gleichen Mann fremd gehen und dann eben gemeinsam mit ihm was anfangen. Der Film ist frei von echten Konflikten und die Nebenstorys (z.B. über eine krebskranke Mutter) lenken oft meht vom eigentlich Plot ab, als dass sie ihn bereichern würden. Immer wieder blitzt  die Möglichkeit auf, dass sich eine wunderbare und unkonventionelle romantische Komödie entfaltet. Doch jedesmal wird jeglicher Konflikt im Keim erstickt. Das Ende schreit sogar danach, der Beginn der eigentlichen (und sehr komischen) Story zu sein. Doch viele großartige Möglichkeiten werden immer wieder links liegen gelassen.

Nach Regen duftend sahen wir uns anschließend "Milarepa" an. Der Film aus dem Königreich Bhutan, von dem ich mal gehört habe, dass dort jeder Tourist täglich 100 Dollar an die Regierung zahlen muss, enttäuschte, weil er zu konventionell war. Okay, Vorwürfe à la "Was will er denn nun" bitte in die Kommentarleist schreiben.

Aber "Milarepa" – der auf einer buddhistischen Sage basiert – funktionierte mehr nach Schema-F als die meisten Hollywood-Filme. Milarepa ist ein Junge, dessen Familie schlecht behandelt wird. Er zieht los, um Zauberer zu werden, kommt zurück, macht die Unterdücker der Familie platt, hat Gewissensbisse und geht in eine Höhle, um die Lehren Buddahs zu erfahren. Einblendung: Teil 2 im Juni 2011.

Ein buddhistischer Harry Potter-Film also. Dem aber jede Magie völlig abgeht. Keine Figur darf schillern, alles wirkt so behäbig und uninspiriert wie in den westdeutschen Märchenfilmen, mit denen man früher der zauberhaften  DEFA-Filmen aus dem Osten Konkurrenz machen wollte.


Der Film Skyline schließlich ist so schlecht, dass ich eigentlich gar keine Zeit damit verschwenden will, über ihn zu schreiben. Schließlich hat der Schrott mir schon zwei Stunden von meiner Lebenszeit geraubt. Aber weil ich mir vorgenommen habe, jeden Film, den ich im Kino sehe, hier zu besprechen, muss ich wohl oder übel einen digitalen Kübel mit Dreck vollmachen und ihn jetzt auskippen:

Das Drehbuch, die Regie und die Effekte in "Skyline" sind von Spcial Effects-Leuten gemacht worden. Und weil die offensichtlich nur aus ihrem Alltag erzählen können, geht es um Special Effects-Leute, die  im schicksten Porno-Loft in L.A. leben. Das Loft verlassen sie den ganzen Film über nicht, weil sie durch das große Parnorama-Fenster beobachten, wie die US Army gegen Aliens kämpft. Und verliert.

Wahrscheinlich sitzen die Effektemacher in Wirklichkeit jeden Tag in einer Büroetage in L.A. und gucken in Computermonitore, in denen sie große digitale Spektakel betrachten. Als sie ein Buch schreiben sollten, dachten sie wohl: "Hey, warum schreiben wir nicht über ein paar Effekt-Typen, die in einer Hochhausetage in L.A. sitzen und durch ein Fenster ein digitales Spektakel beobachten?" Und merkten nicht, dass sie über sich selbst schrieben.
Immerhin bekommen sie das, was sie gelernt haben, sehr gut hin. Also die Effekte.


Fertig.



Buchtipp
Ein Freund hat mir letzte Woche ein Buch empfohlen, das ich auf einer Zugfahrt durchgelesen habe, obwohl das deutsche Cover und der deutsche Titel nach Nicholas Sparks schreien.
"Unser allerbestes Jahr" heißt im Original "The Film Club". Es geht um einen Vater, der seinem Sohn jede Woche drei Filme zeigt (und zwar über drei Jahre hinweg, weswegen der deutsche Schmalztitel noch viel weniger Sinn macht). Der 16-Jährige hat die Schule abgebrochen, und das Filmegucken ist Papas Weg, den Jungen zu bilden, ihm näher zu kommen und ihn zu verstehen.

Da ich bei Vater-Sohn-Geschichten immer schwach werde (wohl auch der Hauptgrund für meine große Star Wars-Leidenschaft), war ich auch von diesem autobiographischen Roman sehr hingerissen. Gleichzeitig macht das Buch unglaublich große Lust auf lange Filmabende und unterrichtet den Leser nebenbei in Filmgeschichte. Was "Sophies Welt" für die Philosophie ist, ist dieses Buch für den Film. Nur mit einer deutlich besseren Handlung.

Hier ein Interview mit den beiden Protagonisten:




Spielberg'sches Ende
Auch diesmal soll das Blogimblog nicht ohne Spielberg auskommen. Hach, was freue ich mich auf Dezember, wenn der Held meiner Jugend zwei Helden meiner Kindheit ins Kino bringt:

Sonntag, 9. Januar 2011

Sonntagsbüdchen (17)


Das Büdchen von Ali Yildrim heißt nüchtern "Stehcafé Kiosk". Doch es befindet sich am Eigelstein, der mit "Musik, der dicken Rita und dem Fridolin" als karnevalistisches Zentrum der Stadt gilt. Ali ist in Köln geboren und aufgewachsen. Er ist ausgebildeter Karosseriebauer, hat aber keinen Job gefunden. "Ich hatte mindestens 100 Bewerbungen geschrieben und nie Glück gehabt. Dann ergab ich irgendwann die Gelegenheit, den Laden von einem Bekannten zu übernehmen."


Ein Stammkunde kommt jeden Nachmittag vorbei, um sein Feierabendbier zu trinken. Der 24-jährige Christian ist Koch in einer nah gelegenen Kölschkneipe. Zwei Bier, dann fährt er zu seiner Frau, um sie zu bekochen. "Ich kann dir sagen, warum deine Bewerbungen keinen Erfolg hatten, Ali", erklärt er dem Büdchenbetreiber seines Vertrauens. "Weil du Türke bist. Wenn die die Wahl haben zwischen einem Deutschen und einem Ausländer, dann nehmen die immer den Deutschen", ärgert sich der junge Koch. Und "die" sind natürlich "die da oben". Und "die da oben" sind nicht nur in Kneipen- sondern auch in Büdchen-Tratsch-Gesprächen immer die Bösen.


Ali sieht sich nicht als Ausländer. "Ich bin ne Kölsche Jung", erklärt er. Und er genießt seinen Status im Viertel. Ein Kunde betont, dass der Büdchenbetreiber einer der nettesten Menschen am Eigelstein sei. "Vielleicht manchmal zu nett", meint er. Die Kriminalität werde immer extremer im Viertel. Der nah gelegene Ebertplatz ist ein bekannter Treffpunkt von Drogendealern und Junkies. In den letzten 10 Jahren wurde vier Mal in Alis Büdchen eingebrochen, dreimal wurde er überfallen. Mehr zu schaffen macht Ali aber das Rauchverbot. "Seit das gilt, habe ich spürbaren Umsatzrückgang", erklärt er. "Morgens kommen viele Arbeiter, um einen Kaffee zu trinken und eine Zigarette zu rauchen." Seit sich Bauarbeiterfrühstück auf den Kaffee beschränkt, verkauft Ali täglich nur noch zwei statt fünf Kanister davon.

"Und das Glasverbot an Karneval! Ich darf Bier dann nur noch in Dosen anbieten. Aber die werden deutlich weniger verkauft." Im Moment könne er sich aber noch über Wasser halten. Nur ob er das Büdchen für immer halten könne, wisse er nicht. "Die Mietpreise am Eigelstein sind nicht billig." Zwei Kioske seien in letzter Zeit im Viertel geschlossen worden. "Das liegt aber auch daran, dass viele Büdchen nicht mehr so gemütlich sind", meint Christian. Da ist er froh, eines, das sich noch echt kölsch anfühlt, direkt am Arbeitsplatz zu haben.

Teile des Textes sind in der Aachener Zeitung erschienen.

Freitag, 7. Januar 2011

Ein Flashmob für den Dicken Pitter

Der Dicke Pitter – die größte Glocke des Kölner Doms – schweigt seit Donnerstag, da der Klöppel plötzlich abbrach.

Um die Besucherzahlen dieses Blogs in die Höhe schnellen zu lassen und um meiner Pflicht als Mitglied der Domsekte nachzukommen, habe ich mir daher folgenden Plan ausgedacht:


DER DICKE PITTER DARF NICHT SCHWEIGEN!


Zwar würde er offiziell erst wieder am Ostersonntag zum Einsatz kommen, doch aufgrund der Umstände und zu Ehren des gusseisernen Kameraden, sollte er meiner Meinung nach schon am nächsten Sonntag erschallen. Um der Welt zu zeigen, dass ein Dicker Pitter auch in seiner schwersten Stunde läuten kann!

Daher sollen sich am Sonntag um 11.45 Uhr vor dem Dom so viele Menschen wie möglich mit internetfähigen Laptops oder Handys vor dem Dom versammeln. Wenn dann zur Messe geläutet wird, gehen alle Flashmobber auf http://nullzwei.blogspot.com/ und spielen gleichzeitig dieses Video ab:



Es werden sich dann zwei schöne Dinge ereignen: Erstens wird des Kölners Lieblingsglocke laut erklingen, zweitens wird des Kölners Lieblingsblog einen Besucheransturm erleben, der seinesgleichen sucht.

Damit der digitale Klang laut genug ist, um hörbar in das Geläut einstimmen zu können, müssen mindestens – wie ich von mehreren professionellen Messdienern habe errechnen lassen – 50 000 Leute vor dem Dom zusammenkommen.

Also: Verbreitet dieses Post fleißig bis Sonntagmittag. Und wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, dann verrate ich euch meinen Plan zum Weltherrschafts-Flashmob.

Nachtrag, 9. Januar:

11.45 Uhr, Domplatte:



Nicht ganz 50 000.
Weltherrschafts-Flashmob vorerst verschoben.

Aber der Plan, einen Besucheransturm auf das Blog auszulösen ist aufgegangen, wie auch die hohe Gefällt-Mir-Button-Klicker-Zahl beweist. Vielen Dank dafür! Zur Belohnung gibt es später ein Sonntagsbüdchen-XXL!

Archivierter Adventskalender



„Sie folgen nicht ihrem Instinkt“, hatte der Priester gesagt. „Sie folgen dem Stern.“ Er hatte mit bedeutungsschwangerer Miene in den Himmel gezeigt. Aber egal, ob Instinkt oder Stern: Fakt war, sie waren gefährlich. Und viele, die ihnen begegnet waren, waren gestorben, ehe sie sich über die Existenz der drei zweitausend Jahre alten Zombies wundern konnten.


Hier geht's zu den Türchen 2 bis 24 (und zum Bonus-Türchen)