Donnerstag, 6. Dezember 2012

Ein Akku voller Schnodder

Ich habe Dredd 3D in einer Cinedom-Spätvorstellung gesehen. Und da es schon spät und mitten in der Woche war, bin ich in der zweiten Hälfte des Films kurz weggenickt. Wegnicken macht bei Dredd 3D aber nichts aus, da (gerade in Hälfte Zwei) eh permanent dasselbe passiert. Der Plot ist denkbar simpel: Dredd ist ein Judge in einer düsteren Sci-Fi-Welt, in der ein mächtiges Hochhaus von einer Drogen-Mama kontrolliert wird, die auch wirklich Ma-Ma heißt. Dredd balltert sich nun von Etage zu Etage, tötet alle Junkies und Dealer. In der letzten Etage tötet er dann Ma-Ma, die zwar noch einen dicken "Ich bin der Oberbösewicht und habe einen ausgefuchsten Plan, Mr. Bond"-Auftritt hinlegt, was Dredd aber nicht beeindruckt. Ehe Ma-Ma ihren Plan ausführen kann, schmeißt Dredd sie aus dem Hochhaus.


Filme mit so wenig Tiefgang können kaum positiv besprochen werden, denkt man. Stimmt aber natürlich nicht, denn Tiefgang ist nicht unbedingt immer das erste Qualitätsmerkmal, das ein Film haben muss - wie Dredd 3D beweist. Der Film unterhält großartig, weil er zwei Dinge richtig macht: An den Stellen, an denen er schnodderig sein muss, ist er schnodderig - und an den Stellen, an denen er akkurat sein muss, ist er akkurat.

Akkurat sind die Bilder des Films. Dredd 3D sieht einfach geil aus - kein Wunder, schließlich wurden sie von  Danny Boyles Stamm-Kameramann Anthony Dod Mantle gemacht. Mit Mantles Bildern hat Boyle schon eindruckvoll das Innenleben des Protagonisten von 127 Hours illustriert. Bei Dredd 3D findet Mantle die perfekten Bilder für einen Drogenrausch. Die Droge Slo-Mo, die nach Einnahme die Illusion erweckt, alles würde sich in Zeitlupe abspielen, ist ein brillanter Einfall, um Action-Szenen zu kreieren, die optimal für den 3D-Effekt zu sein scheinen. Aus der Handlung heraus werden Zeitlupen-Ballereien geboten, die eine Staunen lassen (und Blut das in Zeitlupe in den Zuschauerraum fliegt, sieht wirklich schön aus). 3D wirkt hier endlich einmal wieder absolut überzeugend, logisch und eben akkurat eingesetzt.

Schnodderig ist Dredd 3D wenn es um Plot und Figuren geht. Der Film mit seinem Namen mag ästhetisch sein, aber Dredd ist alles andere als ein Ästhet. Er ist ein B-Film-Held, der sich aus einer 80er-Jahre-Videothek in einen modernen Kinosaal verlaufen hat. Er vertraut auf seine Wumme und scheißt auf Figurenentwicklung. Er mäht einfach alles um, nachdem er seinen Gegnern einen schnodderigen Spruch gedrückt hat. Und beeindrucken kann ihn sowieso niemand - außer seine Kollegin Anderson, die natürlich tapferer ist, als er am Anfang des Films glauben will. Auf dieses Bisschen Figuren-Entwicklung hätte man konsequenterweise auch verzichten können.

Denn Dredd 3D macht soviel Spaß, weil er eine absolut schnörkellos konsequente Story in wunderschön verschnörkelten Bildern erzählt.

1 Kommentar:

  1. Schönes Review. Ich kann nur zustimmen :)

    Aber: B-Film-Held? Sind dir etwa die Comic-Wurzeln von Judge Dredd durch die Lappen gegangen?

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