Donnerstag, 12. Dezember 2013

Der gruseligste Adventskalender der Saison... #12

Achtung! Diese weihnachtlich-traurige Gruselgeschichte startet bei TÜRCHEN 1!
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TÜRCHEN 12

Lotte wendete ihren Blick endlich von dem Zahn ab und schloss die Wohnzimmertür hinter sich. Sie atmete ein paar Mal tief durch und glaubte, den Schock verdaut zu haben. Zum Beweis warf sie ihrem Spiegelbild ein Lächeln zu, bevor sie ihr Handy aus ihrer Handtasche fischte. Ihre Hand zitterte so sehr, dass Lotte länger als gewöhnlich brauchte, um Anjas Namen in der Kontaktliste zu finden. Sie lehnt sich so entspannt wie möglich an die Kommode unter dem Spiegel, während sie das Freizeichen hörte. Bitte nicht die Mailbo… „Lottchen, was ist los?“
„Hi Anja. Ich hoffe, ich störe nicht.“
„Es ist Heiligabend, gleich gibt es Essen, ich packe gerade ein paar Geschenke aus. Wobei solltest du stören? Scherz! Ich bin nur ran gegangen, weil dein Name im Display war.“
„Tut mir leid. Ich wollte mich nur für das Geschenk bedanken. Und… Es ist doch von dir, oder? Der Schneidezahn.“
„Ähm… Wovon redest du?“
Lottes Knie wurden weich. „Komm, jetzt mach keinen Blödsinn. Du hast doch das kleine Päckchen im Wohnzimmer zurückgelassen.“
„Nein. Wirklich nicht. Was für ein Päckchen?“
Lottes Stimme zitterte. Ihre Hand wurde schweißnass, so dass sie glaube, ihr würde jeden Moment das Telefon entgleiten. „Da… Da war ein Päckchen im Wohnzimmer. Mit Glanzpapier. Ich dachte, es wäre von dir. Und darin war ein Kästchen. Mit einem Schneidezahn drin.“ In dem Moment traten Tränen in Lottes Augen. „Das hat mir Angst gemacht, Anja. Das ist nicht lustig.“
„Lotte, in unserer Wohnung war seit Tagen niemand mehr außer dir und mir. Außer du hast heimlich Typen mit nach Hause gebracht, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe.“
„Nein... Natürlich nicht.“
„Und ich schwöre dir, dass ich kein Päckchen zurückgelassen habe. Ich wolle dir etwas kaufen, aber du hast so bestimmt gesagt, dass du absolut gar nichts von Heiligabend wissen willst, da habe ich es gelassen. Und wenn schon, warum sollte ich dir einen Zahn schenken? Hältst du mich für pervers.“
„Nein... Ich weiß nicht. Weil ich dir erzählt habe, dass ich als Kind meiner Schwester mal einen ausgeschlagen habe… Das klingt bescheuert, aber…“
„Das hast du mir nie erzählt. Sprichst du von deiner Schwester, die gestorben ist?“
„Ja, von Birte.“
„Lotte, jetzt höre mir bitte zu. Ich glaube, dass es nicht gut ist, dass du alleine bist. Bitte gehe irgendwo hin.“
„Nein, mir geht es gut, ich…“
„Falls es stimmt, was du sagst, geht es dir entweder nicht gut oder es ist irgendein stranger Typ am Werk, der… Ach, ehrlich gesagt glaube ich, es geht dir nicht gut. Geh zu Frau Quandt. Du weißt doch, wo sie wohnt.“

Lotte schluchzte unvermittelt. Anja hielt sie für verrückt! Frau Quandt würde sie auch für verrückt halten. Und dann würde sie ihre Wohnung verlieren. Dann würden alle denken, dass sie alleine nichts geregelt bekommen würde, weil sie aus einer schwierigen Familie kommt und dann… „Es ist schon gut. Danke! Frohe Weihnachten!“, sagte Lotte schnell und legt auf. Kaum zwei Sekunden später kam ein Rückruf von Anja. Doch Lotte hielt den Power-Knopf des Smartphones so lange gedrückt, bis es still wurde und das Display erlosch.

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